Das Ende des Raucherparadieses Japan
Das japanische Gesundheitsministerium will bis nächstes Jahr dem Parlament einen Gesetzesvorschlag unterbreiten, der das Rauchen an öffentlichen Orten landesweit untersagt (Asienspiegel berichtete). Kanagawa wird ab April als erste Präfektur ein Rauchverbot erlassen. Die Ausnahme dabei werden kleine Hotels und Restaurants bilden.
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Für Japan bedeutet diese Entwicklung eine politische und gesellschaftliche Zeitenwende. Japan ist eines der letzten fortschrittlichen Länder, wo der Rauch noch fest zur Atmosphäre in Bars, Restaurants und Café gehört und wo selbst in Teilen der Spitäler und Schulen gemütlich weitergepafft werden darf.
Selbst der Preis für Zigaretten ist in Japan vergleichsmässig billig. Rund 300 Yen (2,50 Euro) kostet ein Paket mit 20 Zigaretten. 570’000 Tabakautomaten garantieren zudem eine lückenlose Versorgung.
«Eine grosse Veränderung»
«Das Rauchverbot kommt zwar sehr spät und es könnte noch bis zu 4 Jahren dauern bis eine Gesetzgebung implementiert sein wird. Dennoch bedeutet dies eine grosse Veränderung in der politischen Landschaft», so Professor Manabu Sakuta von der japanischen Gesellschaft für Tabakkontrolle.
Schuld für die schleppende Entwicklung in Sachen Rauchverbot sei «die Politik und das Geld», so Sakuta: «In Japan gab es traditionelle Verbindungen zwischen den lange regierenden Liberaldemokraten und der Tabakindustrie. Dann gibt es noch eine wissenschaftliche Raucherstiftung, die jährlich über 5 Milliarden Yen (41 Mio. Euro) ausgibt, um den Japanern zu erklären, dass Rauchen nicht unbedingt schädlich für die Gesundheit sein muss.»
Das Staatsunternehmen Japan Tobacco
Die japanische Regierung besitzt heute noch einen Mehrheitsanteil am Grossunternehmen Japan Tobacco, das weltweit rund 48’000 Angestellte beschäftigt und Marken wie Winston, Mild Seven oder Camel produziert. Die neue Regierung unter Yukio Hatoyama wird dennoch ab Oktober die Steuer pro Zigarette um 3,5 Yen erhöhen.
Das kommende Rauchverbot könnte zudem das Ende der Liebschaft mit Japan Tobacco bedeuten. Selbst Japan Tobacco erwartet, dass die Regierung in naher Zukunft ihren Mehrheitsanteil verkaufen wird, um einen Teil der immensen öffentlichen Schulden zu bezahlen.
Das Grossunternehmen scheint sich mit den neuen Gegebenheiten abgefunden zu haben, wenn auch etwas widerwillig: «Japan Tobacco anerkennt, dass gewisse Krankheiten durch den Tabakkonsum verursacht werden. Um die Rechte der Raucher zu schützen, hoffen wir jedoch, dass die Regierung Raucherräume in Büros zulassen und von einem kompletten Rauchverbot absehen wird.»
Immer weniger Raucher
Die Zeit läuft aber auch in Japan gegen die Zigarettenproduzenten. Trotz der noch anhaltenden Raucherfreundlichkeit, ist die Zahl der Raucher auch in Japan in den letzten 40 Jahren gesunken (Asienspiegel berichtete). 1965 rauchten noch rund 83 Prozent der japanischen Männer. Heute sind es noch 25 Prozent der Bevölkerung, die täglich rauchen.
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